Auch ich möchte Sie ganz herzlich zur Ausstellung Der Ganter empfängt seine Gäste begrüßen. Anlässlich des 1150sten Geburtstags der Gemeinde Ganderkesee lädt also das Wappentier, der Ganter, seine tierischen Freunde ein, um gemeinsam mit ihm das große Jubiläum zu feiern. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben!
Der Ganter und seine Gäste haben gemein, dass sie allesamt Skulpturen im öffentlichen Raum sind, die zu Marketingzwecken eingesetzt werden. Mit den Tierskulpturen werden die Städte und Gemeinden zur urbanen Kunstgalerie. Ist die Rohform, die Tierform erst einmal gefunden, sind der Variantenvielfalt und dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. Welche unterschiedlichen Gewänder die Tiere tragen können, führt unser Ganter eindrucksvoll vor Augen. Der Widererkennungswert ist da, doch immer wieder zeigt der Ganter sich vollkommen anders. Doch kommen wir nun zu den Gästen:
Wer selbst schon einmal ein größeres Fest organisiert hat, der weiß, eine Feier steht und fällt mit ihren Gästen – das sollte man beim Zusammenstellen der Gästeliste niemals aus den Augen verlieren. Der Ganter hat sich mit seiner Auswahl für das Jubiläum seiner Heimatgemeinde sehr viel Mühe gegeben – seine Gäste könnten unterschiedlicher und abwechslungsreicher nicht sein. Eine ganze Tierparade ist zusammengekommen. Bei dem Stichwort Tierparade mag der eine oder andere an den Komponisten Camille Saint-Saëns denken, der ja vor 124 Jahren bereits die Idee hatte, ein großes Treffen von Tieren ganz unterschiedlicher Gattungen zu organisieren und diese dann einen bunten Karneval feiern zu lassen. Elefanten, Löwen, Kängurus … alle sind sie bei ihm da! Es wird musiziert, getanzt und einige Tiere führen sogar Kunststücke vor. Mit Instrumenten werden in dem Musikstück allerlei Tierrufe imitiert und Camille Saint-Saëns verteilte auch noch Seitenhiebe gegen seine Berufskollegen Jacques Offenbach und Hector Berlioz. Der Karneval der Tiere trägt im übrigen den Untertitel Grande fantaisie zoologique – eine passende, wie ich finde, Beschreibung auch unseres Festivals der Tiere. Was die sich wohl so alles zu erzählen haben? Aus den unterschiedlichsten Städten unserer Republik sind sie angereist, um dem Ganter im Rahmen einer Ausstellung Gesellschaft zu leisten. Lassen Sie uns doch einmal schauen, wer denn nun so alles gekommen ist:
Aus dem benachbarten Bad Zwischenahn hat sich eine Kuh herbemüht, die mit ihrem blauem Himmel, den Cumuluswolken und der saftiger Blumenwiese auf ihrem Körper für die weite norddeutsche Landschaft wirbt. Ganz Bad Zwischenahn ist seit dem Jahr 2000, als die erste Kuh anlässlich der Bad Zwischenahner Woche präsentiert wurde, im Kuhfieber. Mittlerweile gibt es sogar einen Kuhdamm! Aus Nordenham ist der Ochse zu Gast. Ein für die Stadt wichtiges Tier: Im 19. Jahrhundert wurden Ochsen in großer Zahl quer durch die Wesermarsch zum “Ochsenpier” in Nordenham getrieben und von dort aus lebendig nach London verschifft. Der jährlich im Oktober stattfindende Ochsenmarkt in Nordenham erinnert noch heute daran. Außerdem führen Ochsenhufabdrücke durch die Innenstadt und weisen den Weg zu geschichtsträchtigen Plätzen und Wegen in Nordenham. Aus Steinfeld Mühlen kommt das stolze Pferd daher. Mühlen ist eine von sechs Bauernschaften in der Gemeinde Steinfeld im Landkreis Vechta (Oldenburger Münsterland) und hat heute fast so viele Pferde wie Einwohner. Mühlen verbindet man vor allem mit den Gebrüdern Schockemöhle (Alwin, Paul und Werner). Sie sind zwar nicht in Mühlen geboren sind, haben aber durch den Reitsport den Ort weit über die Deutschen Grenzen bekannt gemacht.
Ja, wer ist denn sonst noch so da: Aus Bremen haben sich die berühmt-berüchtigten Stadtmusikanten auf den Weg nach Ganderkesee gemacht, um beim Jubiläum dabei zu sein. In dem von den Brüdern Grimm Anfang des 19. Jahrhunderts aufgeschriebenen Märchen formierten sich die vier Gesellen übereinander, um die Räuber aus dem Haus zu jagen, was ihn auch eindrucksvoll gelang. Die Räuber glaubten, es mit einem Gespenst zu tun zu haben und flohen in den Wald hinaus. Wenn man sich unsere Bremer Stadtmusikanten so anschaut, muss man sagen, Furcht erregend sehen sie nicht gerade aus! Ganz im Gegenteil – ganz friedlich wirken sie, wie sie es sich mit einem Buch gemütlich gemacht haben. Sie scheinen ganz in die Lektüre vertieft zu sein. Die Stadtmusikantenskulpturen sind ein Projekt der BremerLeselust, die sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder für das Lesen, für Bücher zu begeistern. Gestaltet worden ist diese Skulptur von den SchülerInnen des Gymnasium Obervieland. Aus der Stadt Hamm kommt ein Elefant daher. Der Elefant ist das Wahrzeichen der Stadt und zugleich auch das architektonische Highlight. Der Glaselefant im Maximilianpark Hamm ist das weltweit größte Gebäude in Tiergestalt. Entwickelt wurde es von dem Künstler und Architekten Horst Rellecke im Rahmen der Landesgartenschau 1984. Zum seinem 20. Geburtstag bekam der Glaselefant im Maximilianpark dann Verstärkung: Es rückten über 30 knapp zwei Meter hohe, von Künstlerinnen und Künstlern liebevoll und farbenfroh gestaltete "Brüder und Schwestern" an. Seitdem finden sich die Elefantenskulpturen an vielen Stellen im Hammer Stadtgebiet. Ob in einer kleinen Herde zur Begrüßung vor dem Hauptbahnhof oder als „Hingucker“ auf Firmengeländen. Um zu wissen, wer aus Wesel zu Besuch kommt, müssen wir nur die altbekannte Frage nach dem Bürgermeister der Stadt stellen und schon wissen wir es. Seit Frühjahr 2007 zieren 111 farbenfrohe lebensgroße Eselskulpturen das Stadtgebiet Wesels. Aus Dortmund besucht ein geflügeltes Rhinozeros den Ganderkeseer Ganter. Die Geburtsstunde dieses Tieres fällt in die Planungsphase des neuen Dortmunder Konzerthauses. Die Stadt wählte ein geflügeltes Nashorn als Wappentier und wollte damit zwei Ideen zum Ausdruck bringen. Erstens: Obwohl das Nashorn ein recht bodenständiges Tier ist, hat es doch ein sehr feines Gehör und ist deshalb ein ideales Konzerthaus-Wappentier. Zweitens: Das geflügelte Nashorn soll, dem Pegasus gleich, beflügeln und zu immer neuen gedanklichen Höhenflügen anregen. So soll der Geist der Konzertbesucher auf den Schwingen des Nashorns immer ungehinderten Zugang zur Kunst haben. In den Jahren 2005 und 2006 wurde dieses Wappentier für eine Kunstaktion in der Dortmunder Innenstadt gewählt. In Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern und Jugendgruppen wurden über hundert geflügelte Rhinozerosse künstlerisch gestaltet und an markanten Punkten in der Dortmunder Innenstadt aufgestellt. Ja und eines davon hat den Weg nach Ganderkesee gefunden. Wenden wir uns nun einem besonders stolzen und herausgeputzten Gast zu: dem Pfau aus Neuwied. Der Pfau, nimmt seit jeher ja eine besondere Stellung im Tierreich ein. Um ihn ranken sich Mythen und Legenden verschiedener Kulturen und Epochen. Er steht für Schönheit, Unsterblichkeit aber auch für Eitelkeit und Hochmut. In Ovids Metamorphosen heißt es von ihm, dass er auf seinem Schweif die Gestirne trage. Die Stadt Neuwied und einige Ortsgemeinden des Landkreises Neuwied tragen den Pfau im Wappen, was auf die ehemalige Wiedsche Landeshoheit hinweisen soll. Und nun bevölkern die Wappentiere als Skulpturen die Stadt und machen sie ein ganzes Stück bunter.
Aus der Hauptstadt gibt sich der Bär die Ehre, der Buddy-Bear um genau zu sein. Fröhlich streckt er die Arme in die Höhe und verbreitet so Optimismus und Freundlichkeit. Angefangen hat die Erfolgsgeschichte dieses Gastes im Jahr 2001 vor dem Berliner KaDeWE. Dort wurde die erste Buddy- Bär-Berlin-Show eröffnet. Von Berlin aus ist er dann auf Reisen gegangen in die ganze Welt. Vor vielen Botschaften und Konsulaten der Bundesrepublik steht heute ein Buddy-Bär, so z. B. in Bangkok, Brasilia, Tokio, Ottawa, Neu Dehli, Windhoek, St. Petersburg und Washington. Ja und nun für einen Monat auch in Ganderkesee. Kommen wir nun zum König der Tiere, zum Löwen. Seine Stärke, sein Gebrüll und seine Mähne haben ihm diesen Titel eingebracht. Er ist aus dem Süden Deutschlands, aus Saarbrücken angereist. Seit 1999, seit der 1000-Jahr-Feier ist in dieser Stadt der Löwe ist los. Das Wahrzeichen Saarbrückens lauert in allen Variationen an jeder Straßenecke: mal avantgardistisch, mal grimmig oder auch mal romantisch, auf jeden Fall aber bunt, auffällig und in Lebensgröße. Welches Tier die Stadt Schweinfurt zu unserem Ganter geschickt hat, lässt sich leicht erraten. Die Stadt steht, so könnte man es ausdrücken, zu ihrem Borstenvieh im Namen. Schweinfurt hat Schwein gehabt lautet dann auch der Titel der Kunstaktion, aus der unser Gast hervorgegangen ist. Aus dem Schweriner Museum hat sich ein weiteres Nashorn unter die Gäste gemischt, allerdings ohne die Flügel seines Dortmunder Genossen. Wie kommt Schwerin zu einem Nashorn? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir einen kurzen Abstecher in die französische Malerei des 18. Jahrhunderts unternehmen, zu dem Hofmaler Jean-Baptiste Oudry. Dieser malte eine ganze Reihe von Bildern mit exotischen Tieren. Im Jahr 1794 schuf er das Gemälde der Nashorndame Clara. Es ist drei Meter hoch und viereinhalb Meter lang. Besagte Dame tourte mit einem holländischen Kapitän durch ganz Europa und wurde auf den Jahrmärkten gezeigt. In St. Germain entdeckte Oudry das wilde Tier, studierte es sorgsam und porträtierte es lebensgroß. Er verkaufte dann das Nashorn und auch die anderen Gemälde seines Menagerie-Zyklusses an Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin. So kam das Nashorn in die Stadt Schwerin. Die meiste Zeit ihres 260-jährigen Lebens verbrachte Clara allerdings wegen ihrer Größe zusammengefaltet im Schweriner Museumsdepot. Durch grobe Behandlung stark beschädigt, musste sie aufwendig restauriert werden. Seit 2008 ist sie nun wieder im Schweriner Museum zu bewundern und in der Stadt ist seitdem die Claramanie ausgebrochen. Passenderweise bekam im Frühjahr 2009 auch der Schweriner Zoo ein neues Nashorn und, wie könnte es anders sein, erhielt die Dame auch den Namen Clara, wie das Model, des erwürdigen Gemäldes. Unser Nashorn hier entstammt nun "Claras" Nashornparade – einer Aktion des Schweriner Zoos unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters. Und die Tiere des Zoos sind dann ja auch auf dem Körper unseres Gastes verewigt. So wen, haben wir denn nun noch vergessen. Ach ja, da sind ja noch der Pinguin und der Eisbär. Zwei Tiere, die sich eigentlich nie begegnen. Hat der eine doch seinen Lebensraum am Südpol, der andere am Nordpol. Der Eisbär ist in unserem Falle aus Osnabrück gekommen, der Pinguin aus Wuppertal. Anlässlich des 125jährigen Jubiläums des Zoologischen Gartens Wuppertals fand in der Stadt und der Umgebung eine Pinguin-Parade statt. Einer der 200 Teilnehmer der Parade ist nun bei seinem Vogelfreund zu Besuch.
Und dann ist ganz spontan noch ein Schwein aus Pilsum vorbeigekommen, aus jenem netten kleinen Ort in der Nähe von Greetsiel, der bekannt ist für seinen markanten Leuchtturm. Osterholz Scharmbeck und Frankfurt an der Oder haben ihre Wappentiere geschickt, den Bullen und den Hahn. Damit wird unser Reigen noch einmal um zwei heimische, zwei Bauernhoftiere ergänzt. So, ich denke nun haben wir keinen vergessen…
Wenn auf einem Fest erst einmal alle Gäste miteinander bekannt gemacht worden sind, dann steht der Feier eigentlich nichts mehr im Wege. Genau so sollten auch wir das heute Abend halten. Der Ganter hat seine Gäste empfangen, ich hab sie Ihnen vorgestellt und nun kann das Festival der Tier beginnen. Ich wünsche Ihnen dabei ein tierisches Vergnügen!